Andreas Schweizer
Leiter der Musikschule Weinfelden, die ihr 50-Jahr-Jubiläum feiert.
Momentan ist es unerheblich, was ihn derart zum Wutbürger machte, er braucht Hilfe. (Fotolia)
Lieber Ratgeber
Mein Problem mag dir als gering erscheinen, aber mir, 39, bereitet es die Hölle auf Erden. Mein Partner, 44, rastet unheimlich schnell aus. Da bedarf es nur der geringsten Provokation, wie er jede Form von anderer Meinung nennt, und er brüllt los. Ob in der Öffentlichkeit oder zuhause, er tobt einfach. Er war zwar immer schon leicht erregbar, aber jetzt artet es aus. Hat es vielleicht damit zu tun, dass er in Konkurs ging und seitdem beruflich nicht mehr auf die Beine kommt? An wen soll ich mich wenden?
Sieglinde
Liebe Sieglinde
An die Polizei und zwar ohne Umschweife. Was nämlich aus deinem Brief nicht hervorging, wurde auf erschreckende Weise sichtbar, als wir drei, du, er und ich uns zum Gespräch trafen. Überraschenderweise hatte er einem gemeinsamen Treffen zugestimmt, wohl im klammheimlichen Erkennen oder Erahnen, wie weit vom normalen Weg ihn seine Zornausbrüche bereits brachten. Liebe Sieglinde, was ich deinem Partner vor Ort und in deinem Beisein direkt sagte, wiederhole ich hier: Er benötigt dringend Hilfe von aussen! Der Mann hat sich absolut nicht mehr in der Hand.
Der Mann ist ohne jede Selbstkontrolle – beängstigend!
Über seine Worte, Gestik, Mimik und Körpersprache outet sich eine fast schon ungezügelte Gewaltbereitschaft und Aggression, die unübersehbar nach aussen dringt. Eine Diskussion war nicht möglich, selbst die kleinste Gegenrede liess ihn ausrasten. Wobei es für ihn unerheblich war, ob du ihm widersprachst (sehr korrekt in der Tonalität und gross im Mut) oder ob ich einen Besprechungspunkt anders sah als er. Auch setzte er das verpönte Mittel der so genannt «nackten Drohung» ohne jede Hemmung unentwegt ein. Steht zu befürchten, er werde über kurz oder lang den Worten die Taten folgen lassen. Ich riet ihm sich über seinen Hausarzt in psychisch-fachärztliche Behandlung zu begeben, was ihn in einen Zorn versetzte, der in der Tat beängstigend war.
Du bringst dich in Gefahr – handle!
Langer Rede kurzer Sinn: Sieglinde, du bringst dich mit deinem Verweilen an der Seite dieses derzeit völlig desorientierten Mannes in ständige Gefahr - handle, bevor etwas Schlimmes passiert. Wende dich an jene Fachadresse, die ich dir hier mit separater Post zusende. Zögere nicht, der Mann verfügt in seiner Situation über absolut keine Impulskontrolle mehr, es besteht erhebliche Gefahr, dass er in seinem Handeln überborden wird. Erwäge auch einen vorsorglichen Auszug aus der Wohnung, es ist zu deiner Sicherheit. Ebenso kann dir die Polizei Anlaufstellen für dein Problem nennen, wichtig ist nun einfach, dass du nicht länger zuwartest. Er braucht Hilfe, genau wie du.
Herzlichst, der Ratgeber
Fragen an: Swiss Regiomedia AG «Ratgeber» Postfach 30, 9501 Wil ratgeber@swissregiomedia.ch
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