Christoph Blocher
Eigentlich wollten wir einige Herbsttage in der Toskana verbringen. Doch die Strassen seien verstopft, der Bahnverkehr kompliziert, die Flugplätze übervölkert. So beschlossen wir, Ferientage vor der Haustüre zu machen: im Aargau und im Solothurnischen.
Wie viele andere, durchquere ich diese Gegend auf der Autobahn, ohne je anzuhalten, obwohl mir immer die beiden Schlösser von Oensingen und Balsthal auffallen. Diese mittelalterlichen Bauten werden mit viel Idealismus von Unterstützungsvereinen betreut. Wir erstiegen das prächtige Schloss Neu-Bechburg und betrachteten die Gegend einmal von der anderen Seite. Auch die Balsthaler Burg Alt-Falkenstein auf dem Felssporn der Klus ist sehr beeindruckend. «Das ist doch weit erlebnisreicher als die Toskana», dachte ich mir.
Dann ging’s nach Windisch beziehungsweise Vindonissa. Was uns hier – vor der Haustür – an römischer Geschichte entgegentritt, ist umwerfend. Mir waren die Römer schon im Jus-Studium immer sympathischer als die Griechen, denn sie bemühten sich um klare Strukturen und kämpften gegen die Unordnung. Es ist kaum zu glauben, was vor zweitausend Jahren in Vindonissa an Infrastrukturen gebaut worden ist: die Mauern, die Tore, die Gebäude, das Amphitheater. Die grösstenteils unterirdisch verlaufende Trinkwasserleitung wurde teilweise bis ins 19. Jahrhundert genutzt. Der gegen die Aare hinunter geschüttete Schutthaufen ist eine Fundgrube für Archäologen! Dank dem Abfall wissen wir vieles über das tägliche Leben in diesem einstigen Legionärslager.
Der Rundgang ist ausgezeichnet beschriftet und höchst lehrreich. Das Vindonissa-Museum in Brugg vertieft die Eindrücke und erklärt, was die Soldaten alles konnten. Vom fernen Rom aus wurde die Legion in Vindonissa geführt! Während wir oft nicht einmal in der kleinen Schweiz Recht und Ordnung durchsetzen.
E gfreuti Wuche
Christoph Blocher