Christoph Blocher
In den letzten Tagen wurde mir freudig bewusst: Es gibt eine lebendige Kultur jenseits der städtischen Zentren. Und sie blüht und gedeiht wie der anbrechende Mai.
Im Rahmen eines Festaktes im sankt-gallischen Mels wurde ich Zeuge der Grossartigkeit von Kultur auf dem Lande
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Ich erlebte die Eröffnungsfeier einer Ausstellung «Kunst in Mels – Lichtblicke». In einem wunderbaren Kultur- und Kongresshaus boten die «Dorfmusik», d.h. die Musikgesellschaft Konkordia Mels, vor sehr zahlreichem Publikum, mit 43 Musikanten und verstärkt mit 30 Musikanten der Jugendmusik ein eineinhalbstündiges Konzert. Darunter sogar ein extra für diesen Anlass komponiertes, anspruchsvolles Stück. Kunstschaffende aus der Region zeigten ihre Skulpturen, Bilder und Installationen. Die Anteilnahme der Bevölkerung war gross, die Begeisterung für das Projekt spürbar. Grossartig, was ein Dorf aus eigener Kraft darbot. Ein Lichtblick!
In Danis Tavasana erlebte ich kurz danach eine wunderbare Aufführung eines Musicals oder wohl vielmehr einer Oper – «Frisal – Frisal». 84 Laienspieler wirkten an dieser Eigenkomposition von Armin Caduff mit, allen voran natürlich die Solisten der Compania Rossini. Das Ganze wurde geschrieben, gesungen und gesprochen in der Muttersprache der Region – dem Romanischen der Surselva. Solch kulturelle Hochleistungen findet man weder in Zürich noch in Chur, sondern im abgelegenen Bündner Oberland. Drei Stunden – unterbrochen lediglich durch eine dreissigminütige Pause – dauerte die Aufführung im überfüllten Schulhaussaal. Ein Lichtblick!
Solch dörfliche Kultur gehört zur Lebenswirklichkeit, genau wie die Natur. Und ich glaube beides, Natur wie Kultur, gedeiht auf dem Lande lebensnaher als in den Städten.
E gueti Wuche.
Christoph Blocher