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Donnerstag, 18. August 2022
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Frage: Mein Ehemann ist an Demenz erkrankt und kann keine Dokumente mehr unterschreiben. Das Einreichen der Steuererklärung hat sich deshalb verzögert (wir haben aber von der Gemeinde eine... weiterlesen
Die Aufregung kannte keine Grenzen. Die Schweizer Medien schnappten förmlich nach Luft vor Empörung, Entsetzen und Ekel. Die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens titelt Ende Juni: «USA: Oberstes Gericht hebt Recht auf Schwangerschaftsabbruch... weiterlesen
Warum der Mann auf allen Vieren geht und warum er eine Maske trägt, will mein Zweijähriger wissen, als wir letzten Samstag Vormittag am Limmatquai spazieren. Noch eine Sache treibt den Kleinen um: «Hat der Mann vergessen, ein Unterhösli.. weiterlesen
Fünf Katzenkinder von einem verwilderten Büsi, das ihre Katzenkinder an der Hauptstrasse in Bussnang in einer Scheune ca. im Mai geboren hat. Sie sind noch etwas zurückhaltend, daher suchen wir ein Lebensplätzli bei ruhigen Menschen mit ganz... weiterlesen
TV: «Outland – Planet der Verdammten» In einer nicht näher definierten Zukunft wird Marshal William O’Niel (S. Connery) zu einer Bergbaustation auf dem Jupitermond Io versetzt. Dort kommt er schon bald einem Drogenhandel auf die Spur, in den... weiterlesen
Vreni Brenner bietet seit zwölf Jahren Frauenrundgänge durch Weinfelden an. mul
Seit zwölf Jahren begibt sich Vreni Brenner gemeinsam mit Besuchenden aus der ganzen Deutschschweiz auf die Suche nach Spuren von prägenden Weinfelder Frauen. Von einem giftmordenden leichten Mädchen, zur ersten Fotografin des Thurgaus während des ersten Weltkrieges bis zur Dessousladen-Besitzerin mit der einzigen bunten Hausnummer der Stadt. Wir waren unterwegs mit Vreni.
Weinfelden Aus dem geplanten Treffen in einem Weinfelder Restaurant wird kurzerhand ein 1.5 stündiger Rundgang durch die Stadt. «Ach herrje», ruft Vreni Brenner aus, als sie das «Wir haben Betriebsferien»-Schild an der Tür der Wirtschaft entdeckt. «Wollen wir nicht spazieren gehen?», schlage ich spontan vor und Vreni strahlt. Sie bietet mir bevor wir starten das Du an – einer der Vorteile vom «Alt-sein», sagt die 74-Jährige und zwinkert mir zu. Das Alter sieht man ihr aber überhaupt nicht an. Ich komme in der nächsten Stunde deutlich mehr ins Schnaufen als die Wahl-Weinfelderin. Und die Geschichten über die unheimlich spannenden Frauen kennt sie ohne Notizen aus dem Effeff – nur mit dem Merken von Jahreszahlen habe sie es nicht so. Wir starten vor dem Gasthaus Trauben, ihrem Lieblingsort in Weinfelden und laufen die steile Strasse Richtung Evangelisches Gemeindezentrum hoch. Es fühlt sich nicht wie eine Sightseeing-Tour an, sondern vielmehr wie ein Spaziergang mit einer guten Freundin. Unser Rundgang führt durch Weinfelder Quartiere, prachtvolle Parks und liebevoll gestaltete Kräutergärten. Ich bin überrascht über die langen, schmalen Grundstücke hinter den Häusern im Quartier oberhalb der Stadtverwaltung. Die Weinfelder waren einst Selbstversorger und nutzten laut Vreni das Land als Gemüsegärten. Heute werden sie als Spielplatz für die Kleinen oder Naturgärten mit vielen Versteckmöglichkeiten für Kleinsäuger oder Insekten genutzt. Lange Jahre habe ich in Weinfelden gearbeitet, nahm mir aber nie die Zeit, all die Ecken zu erkunden. Schade eigentlich.
Auf dem Rundgang begegne ich den Geschichten starker Weinfelder Frauen und erfahre, wo und wie sie lebten. Eine Erzählung jagt die nächste während wir umherschlendern, ich habe schon lange aufgehört mir Notizen zu machen und geniesse einfach den Moment. Alles begann vor über einem Jahrzehnt als Frauen mit dem Anstellen von Recherchen begannen. Sie blätterten Kirchenbücher durch, suchten im Staatsarchiv nach Hinweisen und befragten alteingesessene Weinfelderinnen und Weinfelder. Das männliche Geschlecht ist wie so oft auch in Weinfelden in geschichtlicher Hinsicht sehr präsent. Die Frauen sollen nicht mehr nur als «schwächere » Hälfte in Vergessenheit geraten, sondern für einmal ins Rampenlicht gestellt werden. Vreni erzählt von der ersten Berufs- Fotografin im Thurgau, welche während des ersten Weltkrieges für das Familieneinkommen sorgte. Ihr Mann war Kunstmaler und hatte in der Zeit keine Aufträge. Die Geschichte vom Weinfelder Giftmord macht mich neugierig. So plante ein «leichtes Mädchen» gemeinsam mit ihrem Liebhaber den Mord an ihrem Ehemann. Die Erzählungen sind so bunt, so unterschiedlich und ich bekomme langsam das Gefühl, dass Vreni die Frauen allesamt kannte, mit so viel Empathie erzählt sie von ihnen.
Wie viele Führungen sie bereits durchgeführt hat, weiss Vreni nicht genau. Wohl müssten es sehr viele sein, schätzt sie und mit den unterschiedlichsten Gästen im Schlepptau. Sie erzählt von einer Gruppe Schachspieler aus dem Zürcher Oberland, welche so fasziniert war von dem Rundgang, dass sie ihre Heimreise um einpaar Stundennach hinten verschoben haben um Vreni Brenner noch länger an den Lippen zu hängen. Viele Vereine nutzen das Angebot, der Anteil an weiblichen Teilnehmerinnen ist dabei immer noch gross – männliche dürften es etwas mehr sein für Vreni. Wir schweifen vom Thema ab, da ich noch mehr über Vreni erfahren möchte. Sie ist die Ehefrau von Dr. Rolf Brenner, dem bekannten ehemaligen Hausarzt in Weinfelden und Mami von vier Jungs und einem Mädchen. Jahrzehnte lang war sie die «Frau Doktor.», musste sich rechtfertigen, wenn ihr Gatte mal einen flotten Spruch fallen liess und fühlte stets die Erwartungen an ihre «Doktor-Familie» auf ihren Schultern lasten. «Ich wollte immer schon nur s’Vreni sein, nicht die Frau des Herrn Doktors», sagt die gelernte Krankenschwester, die ihren Mann in der Praxis unterstützte, etwas wehmütig. Heute sieht dies ganz anders aus. Sie ist glücklich, keine Frage. Dankbar, dass sie gemeinsam mit ihrem Gatten die Praxis erfolgreich führen und mit ihrer Arbeit massgeblich prägen konnte. Doch erst mit den Rundgängen fand sie ihren inneren Frieden. Während der letzten Stunde wurde sie alle paar Minuten mit «Hoi Vreni!», gegrüsst und wird nach ihrem Befinden gefragt. «Endlich bin ich einfach nurs’Vreni von den Frauenrundgängen », sagt sie und lacht.
Auf Frauenspuren in Weinfelden 19./20. Jahrhundert: Die nächste öffentliche Führung mit Malou Zürcher findet am Mittwoch, 20. April 2022, um 18.30 Uhr statt. Treffpunkt ist wie immer der Rathausplatz vor dem Gasthaus zum Trauben. Am Donnerstag, 12. Mai 2022 nimmt Vreni Brenner die Besucherinnen und Besucher mit auf die Suche nach Frauenspuren in Weinfelden. www.rundgangweinfelden.ch.
Von Desirée Müller
Vreni Brenner bietet seit zwölf Jahren Frauenrundgänge durch Weinfelden an. mul
Seit zwölf Jahren begibt sich Vreni Brenner gemeinsam mit Besuchenden aus der ganzen Deutschschweiz auf die Suche nach Spuren von prägenden Weinfelder Frauen. Von einem giftmordenden leichten Mädchen, zur ersten Fotografin des Thurgaus während des ersten Weltkrieges bis zur Dessousladen-Besitzerin mit der einzigen bunten Hausnummer der Stadt. Wir waren unterwegs mit Vreni.
Weinfelden Aus dem geplanten Treffen in einem Weinfelder Restaurant wird kurzerhand ein 1.5 stündiger Rundgang durch die Stadt. «Ach herrje», ruft Vreni Brenner aus, als sie das «Wir haben Betriebsferien»-Schild an der Tür der Wirtschaft entdeckt. «Wollen wir nicht spazieren gehen?», schlage ich spontan vor und Vreni strahlt. Sie bietet mir bevor wir starten das Du an – einer der Vorteile vom «Alt-sein», sagt die 74-Jährige und zwinkert mir zu. Das Alter sieht man ihr aber überhaupt nicht an. Ich komme in der nächsten Stunde deutlich mehr ins Schnaufen als die Wahl-Weinfelderin. Und die Geschichten über die unheimlich spannenden Frauen kennt sie ohne Notizen aus dem Effeff – nur mit dem Merken von Jahreszahlen habe sie es nicht so. Wir starten vor dem Gasthaus Trauben, ihrem Lieblingsort in Weinfelden und laufen die steile Strasse Richtung Evangelisches Gemeindezentrum hoch. Es fühlt sich nicht wie eine Sightseeing-Tour an, sondern vielmehr wie ein Spaziergang mit einer guten Freundin. Unser Rundgang führt durch Weinfelder Quartiere, prachtvolle Parks und liebevoll gestaltete Kräutergärten. Ich bin überrascht über die langen, schmalen Grundstücke hinter den Häusern im Quartier oberhalb der Stadtverwaltung. Die Weinfelder waren einst Selbstversorger und nutzten laut Vreni das Land als Gemüsegärten. Heute werden sie als Spielplatz für die Kleinen oder Naturgärten mit vielen Versteckmöglichkeiten für Kleinsäuger oder Insekten genutzt. Lange Jahre habe ich in Weinfelden gearbeitet, nahm mir aber nie die Zeit, all die Ecken zu erkunden. Schade eigentlich.
Auf dem Rundgang begegne ich den Geschichten starker Weinfelder Frauen und erfahre, wo und wie sie lebten. Eine Erzählung jagt die nächste während wir umherschlendern, ich habe schon lange aufgehört mir Notizen zu machen und geniesse einfach den Moment. Alles begann vor über einem Jahrzehnt als Frauen mit dem Anstellen von Recherchen begannen. Sie blätterten Kirchenbücher durch, suchten im Staatsarchiv nach Hinweisen und befragten alteingesessene Weinfelderinnen und Weinfelder. Das männliche Geschlecht ist wie so oft auch in Weinfelden in geschichtlicher Hinsicht sehr präsent. Die Frauen sollen nicht mehr nur als «schwächere » Hälfte in Vergessenheit geraten, sondern für einmal ins Rampenlicht gestellt werden. Vreni erzählt von der ersten Berufs- Fotografin im Thurgau, welche während des ersten Weltkrieges für das Familieneinkommen sorgte. Ihr Mann war Kunstmaler und hatte in der Zeit keine Aufträge. Die Geschichte vom Weinfelder Giftmord macht mich neugierig. So plante ein «leichtes Mädchen» gemeinsam mit ihrem Liebhaber den Mord an ihrem Ehemann. Die Erzählungen sind so bunt, so unterschiedlich und ich bekomme langsam das Gefühl, dass Vreni die Frauen allesamt kannte, mit so viel Empathie erzählt sie von ihnen.
Wie viele Führungen sie bereits durchgeführt hat, weiss Vreni nicht genau. Wohl müssten es sehr viele sein, schätzt sie und mit den unterschiedlichsten Gästen im Schlepptau. Sie erzählt von einer Gruppe Schachspieler aus dem Zürcher Oberland, welche so fasziniert war von dem Rundgang, dass sie ihre Heimreise um einpaar Stundennach hinten verschoben haben um Vreni Brenner noch länger an den Lippen zu hängen. Viele Vereine nutzen das Angebot, der Anteil an weiblichen Teilnehmerinnen ist dabei immer noch gross – männliche dürften es etwas mehr sein für Vreni. Wir schweifen vom Thema ab, da ich noch mehr über Vreni erfahren möchte. Sie ist die Ehefrau von Dr. Rolf Brenner, dem bekannten ehemaligen Hausarzt in Weinfelden und Mami von vier Jungs und einem Mädchen. Jahrzehnte lang war sie die «Frau Doktor.», musste sich rechtfertigen, wenn ihr Gatte mal einen flotten Spruch fallen liess und fühlte stets die Erwartungen an ihre «Doktor-Familie» auf ihren Schultern lasten. «Ich wollte immer schon nur s’Vreni sein, nicht die Frau des Herrn Doktors», sagt die gelernte Krankenschwester, die ihren Mann in der Praxis unterstützte, etwas wehmütig. Heute sieht dies ganz anders aus. Sie ist glücklich, keine Frage. Dankbar, dass sie gemeinsam mit ihrem Gatten die Praxis erfolgreich führen und mit ihrer Arbeit massgeblich prägen konnte. Doch erst mit den Rundgängen fand sie ihren inneren Frieden. Während der letzten Stunde wurde sie alle paar Minuten mit «Hoi Vreni!», gegrüsst und wird nach ihrem Befinden gefragt. «Endlich bin ich einfach nurs’Vreni von den Frauenrundgängen », sagt sie und lacht.
Auf Frauenspuren in Weinfelden 19./20. Jahrhundert: Die nächste öffentliche Führung mit Malou Zürcher findet am Mittwoch, 20. April 2022, um 18.30 Uhr statt. Treffpunkt ist wie immer der Rathausplatz vor dem Gasthaus zum Trauben. Am Donnerstag, 12. Mai 2022 nimmt Vreni Brenner die Besucherinnen und Besucher mit auf die Suche nach Frauenspuren in Weinfelden. www.rundgangweinfelden.ch.
Von Desirée Müller
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