Bernhard Aggeler, Sportchef der Stadt Weinfelden.
Vom 2. bis 27. Juli findet in der Schweiz die Fussball Europameisterschaft der Frauen statt. Zum ersten Mal hat sich Wales für ein grösseres Turnier qualifiziert. Das Team wird sich ab Ende Juni in der Gütti auf das Turnier vorbereiten.
Weinfelden In der Vorrunde tritt das Walisische Frauenteam gegen die Europa- und Vizeweltmeister England und die Niederlande an, sowie Frankreich, das aktuell auf der Weltrangliste den 11. Platz belegt. Alles potenzielle Europameister also. «Wenn ich als Underdog gegen die Besten der Welt spielen könnte, würde ich alles geben», sagt Bernhard Aggeler, Leiter des Sportamts. Wales schaffte bisher noch nie den Einzug in eine EM oder WM. «Für sie werden es die Spiele ihres Lebens sein.» So sprühte die Delegation der Waliser bei jedem ihrer Besuche in Weinfelden vor Motivation.
Anfang 2024 wurde die Stadt Weinfelden von der UEFA angefragt, ob sie sich als möglicher Trainingsstandort für ein Team zur Verfügung stellen würde. «So kam ein Vertreter der UEFA in die Gütti und wir sprachen darüber, was man als Trainingsstandort bieten müsste.» Mehrere Länder interessierten sich für Weinfelden als «Homebase» während der Europameisterschaft. Ausschlaggebend war die Auslosung Mitte Dezember letzten Jahres. Wales spielt in der Vorrunde zweimal in St. Gallen und einmal in Luzern. Der Standort Weinfelden ist somit optimal. Nebst Garderoben wird ein fest reserviertes Fussballfeld nach internationalem Standort benötigt. «Bis zur Challenge League wird normalerweise auf 100 mal 64 Metern gespielt. In der Super Legue sowie international auf 105 mal 68 Meter», so Aggeler. Der Hauptplatz der Gütti ist in seinen Massen beschränkt, da die Weitsprunganlagen gleich daran angrenzen. Jedoch kein «Killerkriterium» für die Weinfelder. Bereits viermal sind Vertreter des walisischen Frauennationalteams nach Weinfelden gereist. «Die Delegation fragte beim ersten Besuch, ob wir beim Platz 2 nicht einfach die Linien breiter zeichnen können. Das ist durchaus möglich.» Einige Wochen vor Trainingsbeginn werden mehrere Greenkeeper anreisen und gemeinsam mit dem Gütti-Team für beste Bedingungen sorgen. «Wir gingen davon aus, dass die Nati auf dem Hauptplatz spielen möchte. Da dies nun nicht der Fall ist, ist dieser für unseren FCWBweiterhin nutzbar.» Eine Einschränkung wird es jedoch auf der Laufbahn geben. In einem Kurvenabschnitt werden die Waliser ein Fitnesszelt aufbauen. Auf der gegenüberliegenden Seite eines für Medienschaffende. Der Platz 2 wird mit einem Sichtschutz versehen. «Dies ist üblich bei Trainingsstandorten. Man will sich schliesslich nicht in die Karten schauen lassen.» Es werden aber auch öffentliche Trainings stattfinden. Genaue Daten sind noch nicht bekannt, nicht einmal der Anreisetag. «Es sind noch fünf Monate bis zum Trainingsstart in Weinfelden. Wir haben noch etwas Zeit.» Schulen und Vereine wurden jedoch bereits gleich nach der Anfrage der UEFA informiert. «Im Juni finden normalerweise die meisten Sporttage statt. Praktisch alle Schulen haben ihre Veranstaltungen draufhin auf den Mai gelegt oder eine Alternative gefunden.»
Dass die Vorbereitung und Durchführung für Weinfelden als Trainingsstandort aufwändig ist, dessen ist sich Bernhard Aggeler bewusst. «Die Ansprüche an die Anlage sind der Standard des internationalen Frauenfussballs. Wir geben unser Bestes, und versuchen, diesem Standard gerecht zu werden.» Bernhard Aggeler ist auf die Auswirkungen der Europameisterschaft in der Schweiz gespannt. «Ich denke an die Leichtathletik EM vor 11 Jahren in Zürich zurück. Daraufhin folgte ein grosser Boom für den Sport. Annik Kälin, welche den Landesrekord im Siebenkampf hält und aktuell EM-Dritte ist sowie EM-Sieger im Hürdenlauf Karim Hussein, sassen vielleicht in den Zuschauerrängen und dachten sich, hier will ich es auch hinschaffen.» Ein möglicher Hype für den Juniorinnen- und Frauenfussball könnte Weinfelden jedoch auch an seine Grenzen bringen, sollte die Abteilung des FC Weinfelden-Bürglen tatsächlich weiter ausgebaut werden. «Doch mir ist es recht, wenn die Gütti gut ausgelastet ist.»
So wird Weinfelden während der Europameisterschaft für einmal im Scheinwerferlicht stehen? Der Sportchef winkt ab. «Wir sind Mittel zum Zweck und halten uns im Hintergrund. Wir hoffen einfach auf eine tolle und lehrreiche Zeit.» Auch wenn die Fussballerinnen aus Wales als Aussenseiterinnen oder eben Underdogs gelten: «Wer sich für die EM qualifiziert, spielt gut. Daher ist alles möglich.» An ein «Wunder von Weinfelden» darf somit geglaubt werden.
Von Desirée Müller
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