Jan Kux ist ein "Meister des Weins" und hinterliess von Georgien bis nach Neuseeland seine Fussspuren.
02.05.2024 09:45
Der Hüter der Weine
Jan Kux aus Berg ist ein "Meister des Weins"
Mal im Dreck, mal im Anzug, allein zwischen den Reben oder beim Verhandeln mit Kunden – Der Weinbauexperte hat so manches Abenteuer erlebt. Von Erdbeben bis zu einer Kuh, die während eines Taifuns in den Weinberg «flog». Heute berät er von Berg aus Weinbauern aus aller Welt.
Berg Dass er erst mit zwölf Jahren Deutsch gelernt hat, merkt man Jan Kux’s Sprachgebrauch nicht an. Ganz im Gegenteil – er drückt sich eloquent aus und erzählt seine Geschichten so mitreissend und mit Herzblut, dass man sich als Zuhörer gleich in eine andere Welt versetzt fühlt: Die Welt des Weins. Kux wuchs in Amerika auf, wo sein Vater, aus dem Tschechien, seit den 50er Jahren seinen «Amerikanischen Traum» lebte. «Meine Mutter wollte in Europa in Rente gehen und so zog die Familie nach Deutschland und später nach Österreich.» Er habe davor nur eine Ahnung gehabt, wie ein Leben in Europa ausschauen könnte. Er wäre gerne in den Staaten geblieben, heute kann er sich nicht mehr vorstellen, dort zu leben.
Abenteuerlicher Beruf gesucht
Jan Kux studierte Jura und Sprachen in Tirol und Innsbruck – brach das Studium aber ab. «Es war für mich nicht wirklich spannend.» Er wollte einen Beruf ausüben, bei dem man reisen kann, etwas erlebt und Sprachen gebrauchen kann. «So entschied ich mich für den Weinbau.» Mit 29 bekam der Ingenieur für Weinbau und Kellerwirtschaft ein Angebot, dass er nicht ablehnen konnte. Das Bundesland Sachsen wollte auf dem Gelände des Schloss Wackerbath ein Eventweingut aufbauen, ein grosses Projekt mit einem «riesen Budget», wie Kux sagt. «Leiter eines Weingutbetriebs zu sein, ist kein Alltagsjob.» Und genau diese Herausforderung liebte Kux schon damals. Er reiste weiter, sammelte Erfahrungen und nach einigen Jahren waren «die Grenzen des mitteleuropäischen Raums für mich ausgelotet.» Er entwickelte 2007 die Idee, als Berater Weingütern aus dem Ausland den Zugang zu anderen Ländern zu ermöglichen. Vielen fehlt das Knowhow, um ausserhalb ihres Produktionslandes Fuss zu fassen. «Sie kennen den Markt nicht, die Akteure und all die rechtlichen Sachen. Von der Zollabfertigung bis zur Etikettierung. Das ganze Gesetzwesen ist von Land zu Land verschieden.» Die Hürden seien oftmals so gross, dass die Winzer gar nicht erst den Versuch wagen, ihre Weine ins Ausland zu exportieren. «Und das ist schade, weil so viele Weine unentdeckt bleiben.»
Der verlorene Wein
Aus diesem Gedanken heraus entstand auch der Name seiner Firma. «Persovino», übersetzt der verlorene Wein. So baut er gemeinsam mit den Weingütern Kux ihre internationale Präsenz auf. Er wählt seine Kunden mit Bedacht aus. Denn Jan Kux könne nur hinter Weingütern und ihren Produkten stehen, deren Weine und Philosophie er vertreten könne. Die «Tropfen» präsentiert der Weinexperte bei kulinarischen Events. «Weine haben eine Persönlichkeit und eine Geschichte. Bei den Degustationsveranstaltungen – begleitet von einem Menü - stehen nebst den Weinen die Produzenten im Rampenlicht. Auch vermittelt Kux auf seine kompetente und charmante Art aussergewöhnliche Fakten über Wein. Warum kriegt man von Prosecco Kopfweh, ist eine der Fragen, denen er nachgeht. «Man muss sich Zeit nehmen, sich darauf einlassen und die Kultur der Anbauregionen kennen.» Getränke wie Cocktails haben es ihm nicht angetan. «Ein Cocktail zu trinken, ist für mich ein ‘Hollywood Erlebnis’. Er sieht spektakulär aus, ist süss und macht Spass zum Trinken. Doch er ist nicht nachhaltig. Ein gescheiter Wein entwickelt sich während Stunden.» Die Highlights sind seine Geschichten über das «Weinmachen». Von Georgien, Mallorca, Türkei bis zu Neuseeland – Jan Ku’x Fundus an Erlebnissen ist riesig.
Von Desirée Müller