09.04.2024 16:30
Fusion der Raiffeisenbanken kommt nicht zustande, 140 Ja-Stimmen fehlten
Raiffeisenbank Tägerwilen und Raiffeisenbank Regio Altnau bleiben weiterhin zwei eigenständige Banken
Vergangenen Freitag wurde bei beiden Banken über eine mögliche Fusion abgestimmt. In Tägerwilen stimmten 77 Prozent der Genossenschafterinnen und Genossenschafter zu, in der Regio Altnau 58 Prozent. Dort wurde die notwendige Zweidrittelmehrheit verpasst.
Tägerwilen «Wir müssen uns erst einmal sammeln und das Abstimmungsergebnis genau analysieren», erklärte André Ess, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Tägerwilen. Haben in Tägerwilen 77,2 Prozent für eine Fusion gestimmt, waren es in der Regio Altnau «nur» 57,9 Prozent, womit dort die nötige Zweidrittelmehrheit verpasst wurde. In Tägerwilen stimmten 2198 dafür, dagegen 608. In Altnau stimmten 1049 für die Fusion, 741 dagegen.
Die Enttäuschung sei gross, man habe eine Chance verpasst. Beide Banken seien sehr erfolgreich unterwegs. Dennoch betonte er: «Kreuzlingen als wirtschaftliches Zentrum liegt genau zwischen den Geschäftskreisen unserer Banken. Hier hätten wir das Potenzial gemeinsam sicher noch etwas besser nutzen können - gerade angesichts des zunehmenden Wettbewerbs im Bankensektor.» Die Fusion sei aber keineswegs aufgrund eines wirtschaftlichen Handlungsbedarfs aufgekommen. Beide Banken verfügten über die nötige Grösse und die erforderlichen Fachkompetenzen, um auch eigenständig weiterhin erfolgreich zu sein.
Grundeinstellung in der Region Altnau eine andere
Auch Daniel Geiser, Bankleiter der Raiffeisenbank Regio Altnau zeigte sich enttäuscht. «Die Fusion wäre für zwei gesunde Banken die Gelegenheit für etwas Neues gewesen. Es ist uns nicht gelungen, unsere Mitglieder von der Vision einer gemeinsamen Bank zu überzeugen. Über die wahren Beweggründe für dieses Ergebnis können wir jedoch nicht mehr als spekulieren», so Geiser. Eine gewisse Grundeinstellung gegen die Fusion sei in der Region Altnau aber schon wahrgenommen worden. Dies könne unter anderem mit der Schliessung von Geschäftsstellen zusammenhängen. Vermutlich sei auch die emotionale Verbundenheit in der Region Altnau einfach grösser. In Tägerwilen und der Umgebung würden mehr Zugezogene leben, in der Region Altnau sei dies nicht der Fall. «Viele sind hier mit der Raiffeisenbank einfach schon gross geworden», erklärte Geiser.
Die Fusion wäre keine Übernahme der Raiffeisenbank Regio Altnau durch die Raiffeisenbank Tägerwilen geworden. «Aus der Fusion wäre eine neue Bank entstanden. Alle Mitarbeitenden haben den nötigen Spirit versprüht. Dennoch können wir nun aus dieser gemeinsamen Arbeit die Ergebnisse nutzen», betonte Dominik Holderegger, Bankleiter der Raiffeisenbank Tägerwilen. Genaue Details zur Abstimmung seien nicht bekannt. «Für uns sind nur die reinen Resultate und die Prozentzahlen ersichtlich, das müssen wir so hinnehmen», so André Ess.
Kein Zusammenhang zwischen Neubau und Fusion
Dass der geplante Neubau der Raiffeisenbank Tägerwilen in Kreuzlingen ein Punkt für die Ablehnung gewesen sei, wiesen die Anwesenden zurück. «Die Planung zum Neubau erfolgte nur durch die Raiffeisenbank Tägerwilen. Durch den Neubau ist die Fusion überhaupt erst zu einem Thema geworden», erklärte Ess. Wie es in diesem Punkt weitergeht, sei bisher aber noch offen. «Es gibt eine Einsprache zu unserem Baugesuch, diese erfolgte im Dezember. Nun ist April und wir sind immer noch nicht weiter», zeigte sich André Ess ein wenig enttäuscht.
Im Rahmen der Abstimmungen der beiden Raiffeisenbanken wurde alle weiteren Punkte, darunter die Jahresrechnung 2023 oder die Entlastung der Organe mit starker Zustimmung angenommen.
Von Nico Wrzeszcz