09.01.2025 01:00
Rück- und Ausblick des Gemeindepräsidiums
Die Budget-Gemeindeversammlung von anfangs Dezember nahm einen erstaunlichen Verlauf: das Budget 2025 mit einer Steuerfusserhöhung um 3 Prozentpunkte und drei Sachgeschäfte wurden ohne jegliche Fragen und Wortmeldungen (ein zustimmendes Votum ausgenommen) von den Anwesenden klar gutgeheissen – eine für die meisten ungewohnte wie unerwartete Situation.
Der Gemeinderat nimmt diesen Vertrauensvorschuss mit ins 2025, um neben dem fordernden Tagesgeschäft verschiedene Vorhaben voranzubringen.
Die finanzielle Lage der Gemeinde Tägerwilen ist solide. Die Entwicklung auf der Ertragsseite ist jüngst allerdings stagnierend und mit allerlei Unsicherheiten behaftet, auch wenn das absehbar weitere Einwohnerwachstum Einnahmen generieren wird. Die unklare wirtschaftliche Entwicklung in einer zunehmend instabilen globalen Lage und der Veranlagungsrückstand bei der kantonalen Steuerverwaltung erschweren die Prognosen. Hinzu kommt das Damoklesschwert über der Liegenschaftensteuer. Auf der Aufwandseite ist die Sicht klarer. Unser Wachstum erfordert weiterhin beträchtliche Investitionen und macht einen schrittweisen Ausbau der personellen Ressourcen in unserer Verwaltung unumgänglich. Als weiteres Beispiel werden im Gesundheitsbereich Kurz- und Langzeitpflege auch bei der Gemeinde Kostentreiber bleiben. Trotz Steuerfusserhöhung werden für die nächsten Jahre Defizite unumgänglich sein. Mit diesen soll das beträchtliche Eigenkapital schrittweise abgebaut werden. Die in den letzten Jahren stark gestiegene Verschuldung, zurückzuführen auf die intensive Investitionstätigkeit, gilt es im Auge zu behalten.
Personelles wird 2025beschäftigen
Mehr als bisher gewohnt, werden uns in diesem Jahr Veränderungen im Mitarbeiterteam beschäftigen. Beim Werkhof gilt es im zweiten Quartal innerhalb kurzer Zeit den Leiter Manfred Bürki und seinen Stellvertreter Thomas Rüf zu ersetzen. Beide gehen in Pension. Per Ende Mai ist zudem eine Nachfolgelösung für Matthias Murer, den technischen Leiter der Elektrizitäts- und Wasserversorgung gefordert. Er hat sich für eine neue Aufgabe bei einem privaten Dienstleister entschieden. Für die Werkverwaltung ist zudem eine weitere Person als Verstärkung geplant. Selbstredend bedeutet die Rekrutierung neuer Fachkräfte im ausgetrockneten Arbeitsmarkt auch für die Gemeinden eine grosse Herausforderung. In der Bauverwaltung haben wir nach längerer Suche in der Person von Roman Jäggi, seit Beginn dieses Jahres neu bei uns tätig, die gewünschte Verstärkung gefunden.
Unverändert umfangreich präsentiert sich das Investitionsprogramm mit Nettoausgaben von insgesamt 5,2 Millionen Franken für 2025. Der Investitionsplan über die nächsten fünf Jahre umfasst rund 150 Einzelpositionen, wobei die jährlich jeweils fix eingeplanten zwei bis drei kombinierten Sanierungsprojekte für Strassen und Werkleitungen in der Regel vier Positionen umfassen (Strasse inkl. Beleuchtung, Elektrizität, Wasser, Abwasser). 2025 stehen die Sanierung des südlichen Teils der Hinterdorfstrasse und der Sägestrasse auf dem Plan.
Planungsgrundlagen für künftige Entwicklung
Seit einiger Zeit sind verschiedene Planungsgeschäfte in Bearbeitung, welche die Zentrumsentwicklung und die verschiedenen Gemeindeliegenschaften betreffen. Sie dienen als Grundlagen für die künftige Weichenstellung. Das Workshopverfahren für den Masterplan Bahnhofstrasse Süd wird mit der für Frühjahr vorgesehenen öffentlichen Mitwirkung in einigen Monaten seinen Abschluss finden. Für die Sanierung der Bürgerhalle liegt eine Machbarkeitsstudie vor, für den Ersatz des Werk- und Entsorgungshofs mit Feuerwehrdepot ist diese in Erarbeitung. Mit der Kreditfreigabe an der letzten Gemeindeversammlung für den Umbau des Friedhofsgebäudes erfolgte ein Schritt zur Umsetzung eines ersten Puzzleteils. Hierzu wird heuer die Detailplanung und die öffentliche Auflage erfolgen. Die Bauarbeiten sind für 2026 geplant.
Weitere Investitionsvorhaben im 2024/2025 betrafen bzw. betreffen Massnahmen für den Hochwasserschutz (wo möglich, kombiniert mit der Vernetzung und Aufwertung des jeweiligen Gewässerraums), im Bereich Abwasser die Sanierung von Meteorwasserleitungen, ÖV und Mobilität (Neuerstellung und Umbau von Bushaltestellen; Ausbau Veloabstellanlage am Bahnhof Tägerwilen-Gottlieben, Schnelladesäule beim Bahnhof Dorf), Fahrzeugbeschaffungen bei Feuerwehr und Werkhof sowie die Aufarbeitung des Gemeindearchivs durch den Archivdienst der Staatskanzlei.
In der Regel wird der grössere Anteil der Nettoinvestitionen von den Werkbetrieben der Gemeinde in Anspruch genommen. Im Budget 2025 ist dies mit 58 Prozent Anteil nicht anders. Die Werkverwaltung ist stark beschäftigt mit dem mehrjährigen Projekt zur Smart-Metering-Einführung (Rollout 2024 gestartet) sowie dem Ausbau und der Verstärkung des Elektrizitätsnetzes, z.B. mit dem Neubau und der Sanierung von Trafostationen (Trompeterschlössli, Leberen, kath. Kirche; Schulhaus aufgrund Brandereignis). Bei der Wasserversorgung ist unter anderem die Sanierung der Quellfassungen in Vorbereitung. In einer ersten Etappe ist 2025 vorgesehen, diese im Gebiet Forenbühl/Gruebhalde zu realisieren. Die umfassende Studie zu den Optionen für einen allfälligen Ausbau des Wärmeverbunds wurde 2024 abgeschlossen. Der Gemeinderat hat sich darauf basierend entschieden, zur zwingend anstehenden Sanierung des Heizkessels einen moderaten Ausbau der bestehenden Zentrale, verbunden mit einer Ausweitung des Anschlussperimeters in Richtung Westen, zu prüfen.
Viele Aufgaben in Kooperation mit anderen Gemeinden
Auf gutem Weg sind der Aufbau der Naturfachstelle in einem externen Mandat und des First-Responder-Dienstes, der die medizinische Erstversorgung, z.B. bei einem Herz-/Kreislaufstillstand, in unserer Gemeinde merklich verbessern soll.
Wenig bewusst dürfte breiten Kreisen sein, dass etliche der vielfältigen Gemeindeaufgaben in Zusammenarbeit oder im Verbund mit anderen Gemeinden bearbeitet werden. Dadurch sind die Mitglieder des Gemeinderats und einzelne Mitarbeitende aus der Verwaltung durch die Mitarbeit in den Gremien dieser zahlreichen Kooperationen ebenfalls gefordert, sei es als Delegierte oder Vorstandsmitglied in Gemeindezweckverbänden (z.B. Perspektive, Abwasserverband, Kompostierung, Seewasserversorgung) oder Vereinen (z.B. Gemeindeverband, Agglomerationsprogramm, Regionale Berufsbeistandschaft See, Spitex Region Kreuzlingen, Kultursee). Auch diese Organisationen selbst stehen teilweise vor neuen Herausforderungen oder tiefgreifenden Veränderungen.
Trotz des eingangs erwähnten Vertrauens in die Behörde und das Mitarbeiterteam der Gemeinde, sind kritisches Mitdenken sowie Anregungen und Hinweise von aussen weiterhin willkommen. Die konstruktive Auseinandersetzung sowie die aktive Mitwirkung in Kommissionen, anderen Körperschaften, Parteien, Vereinen sowie bei sozialen oder gesellschaftlichen Anlässen und Aufgaben gehören zu einer lebendigen Gemeinde. Ein herzliches Dankeschön gebührt allen freiwilligen Mitwirkenden für das Geleistete sowie allen Einwohnerinnen und Einwohnern – ob mit oder ohne Stimmrecht – für ihr Wohlwollen.
Markus Ellenbroek, Gemeindepräsident